Los Angeles – die teuerste Katastrophe der US-Geschichte

Im Januar 2025 hat eine gigantische Feuerkatastrophe in der Millionenstadt historischen Schaden angerichtet. Politik, Klimakatastrophe und die Folgen unter dem Brennglas. Ein Blick in die Zukunft?

Das Feuer wütet. Vielen sind da die weit reichenden und langanhaltenden Folgen für die Region noch nicht bewusst. Foto: Louise Parker

Die Katastrophen scheinen sich im Moment zu jagen. Fluten, Stürme, Extremregen und Feuer. Ja, sie alle haben mit der Klimaerwärmung zu tun, werden durch sie verstärkt. Schwarz-weiß sind die Dinge aber selten. Eine differenzierte Betrachtung ist nötig, um die immer komplexer werdenden Situationen zu verstehen. Die Feuerhölle in Los Angeles richtete gigantischen Schaden an. Zwischen 152 und 160 Milliarden wurde im ersten Moment als direkte Schäden berechnet, mittlerweile spricht man von 250 Milliarden wirtschaftliche Schäden – aber die Spätfolgen sind womöglich noch viel, viel höher. Genau auf diese kommen wir in diesem Beitrag noch zurück. Ein Versuch der Einordnung.

Was ist passiert?

Kalifornien hat eine lange und außergewöhnliche Trockenperiode hinter sich. Von 2011 bis 2017 hat es kaum geregnet. Der Sunshine-State war zwar schon früher von Trockenheit betroffen und gilt sowieso nicht als besonders wasserreich. Darum wurde über die Jahrzehnte ein Netz aus Pipelines, Wasserschlössern und Staudämmen wie z.B. der berühmte Hoover-Dam erreichtet. Doch der Wasserbedarf nahm über die Zeit zu, während der Regen bzw. Schneefall in den nahen Bergen abnahm und auch der Wasserzufluss durch Flüsse aus anderen Bundesstaaten stetig abgenommen hat. Während auf diesem Weg Anrainer wie Las Vegas wegen schlechter Wasserverträge schon länger auf Anpassung in Form von einem komplett geschlossenen Wasserkreislauf und Wassersparmaßnahmen setzen musste, beginnt in der Metropolregion L.A. gerade erst der große Plan für solche Maßnahmen.

Das Hügelland hinter den Hollywood-Hills brennt, davor die Skyline von Downtown Los Angeles. Foto: Toastt21, Wikimedia Commons

Diese sich lange abzeichnenden Voraussetzungen erhöhen natürlich auch die Gefahren, welche schon natürlich vorher da waren. Wildfire – Wildfeuer wird das dort genannt, was bei uns eher den Namen Waldbrand hat. In Los Angeles kommen mehrere ungünstige Faktoren zusammen: Die genannte Trockenheit, das knappe Wasser, politische Umstände (wir kommen noch dazu) und die berüchtigten Santa Ana-Winde, die als warmer Wind von den Anhöhen der Bergkette hinter L.A. herunter Richtung Meer wehen, eine besondere geographischen Lage der Metropole. Nur dieses Jahr waren sie besonders heftig.

Gleich an mehreren Stellen brach in der Stadt Feuer aus. Zeitweise bis zu 6 große Feuer und viele kleine Sekundärfeuer hielten die Feuerwehr in Atem. Beim Zeitpunkt dieser Zeilen hier waren es schon 26 Todesopfer, 92.000 obdachlos gewordene Menschen und 12.000 abgebrannte Häuser. An all dem geben sich die Lokalpolitik und Donald Trump seither gegenseitig die Schuld. Darauf werfen wir gleich auch noch einen Blick, den vieles ist anders, also es so einfach populistisch scheint.

Was wird vermutet?

Die Ursache ist im Moment noch unklar und wird untersucht. Das Ergebnis hat aber sehr weitreichende Folgen für alle Beteiligten. Denn in vielen Versicherungsverträgen werden menschliche Ursachen ausgeklammert. Das bedeutet, dass nur bei natürlichem Ursprung von Wildfeuern gezahlt wird.

Kurze Aufregung gab es schon in den ersten Tagen, als Anwohner einen verwirrten Mann mit einer Art Lötkolben in der Hand im Nordosten der Stadt festhielten. Die Polizei gab aber Entwarnung. Später tauchte die Theorie auf, das im Stadtteil Pacific Palisades, der komplett abgebrannt ist und die Heimat von Stars und Sternchen war, schon eine Woche vor dem großen Feuer die Feuerwehr ein kleines solches gelöscht haben soll, welches durch einen Silvesterböller entzündet worden sein soll. Dessen Glut habe im Boden unbemerkt weiter geglommen und könnte durch die eben außergewöhnlich starken Winden neu entfacht worden sein. Hat also die Party von wenigen Superreichen so viele Menschen um ihre Existenz gebracht? Ein Schelm, wer darin eine Metapher für die Klimakatastrophe sehen will.

Das Eaton-Fire frass sich regelrecht in die Stadt vor. Weite Gebiete mussten evakuiert werden. Die Reste müssen aufwändig und über lange Zeit bewacht werden.

Was sind die unsichtbaren Gefahren?

Die Bilder der Katastrophe sind gewaltig und apokalyptisch. Menschen in der Stadt beschreiben eine veränderte Stimmung, die auch für viele Nichtbetroffene die Zukunft grundsätzlich in Frage stellt. Sei es durch die Folgen für die Region, das deutlich werden der Klimakrise oder durch den Umgang der Politik mit der Situation. Es kommt also zu nachhaltigen psychischen Traumafolgen für die ganze Region und ihren Bewohnern.

Abgesehen von den gewaltigen physischen Schäden in Form von verbrannten Häusern, Existenzen, persönlichen und oft schlecht bis gar nicht versicherten Altersvorsorgen sowie beschädigter öffentlicher Infrastruktur kommt zusätzlich der Imageschaden. Genau wie man sich immer mehr Bürger zwei Mal überlegen, ob sie in Hurricanegebiete ziehen wollen, werden auch brandgefährdete Regionen immer mehr zum Roulettespiel für persönliche Lebensentwürfe. Auch Firmen oder ganze Branchen wie Hollywood leiden nachhaltig unter den Ereignissen – weit über die jetzt direkt eingetretenen Schäden hinaus.

Eine abgebrannte Schule im Stadtteil Altadena.

Eine versteckte Gefahr und Hypothek sind die Gesundheitsgefahren, welche durch gigantische Mengen an verbrannte und über die ganze Region verteilte chemische Verbindungen und Feinstäube. Die blutorangen Aschewolken sind toxisch. Das wird sich wohl erst über die Zeit messbar in Statistiken abbilden. Aber genau wie wir verlorene Lebensjahre und Krebsraten als Folgen von Autoverkehr berechnen können, genauso haben so gewaltige Feuer Folgen für die langfristige öffentliche Gesundheit. Denn hier hat nicht ein natürlicher Wald gebrannt, sondern eine riesige Ansammlung aus künstlichen Produkten und Baustoffen. Asbest, Plastik, chemische Gemische, Brandgase und grobe wie feine Stäube gelangten in die Luft. Das meiste davon in irgendeiner Form krebserregend.

Direkt an der nördlichen Stadtgrenze ist das im letzten Feuer im Jahr 2018 zu einer ähnlich gefährlichen Situation gekommen. In den Hügel dort liegen das Santa Susana Field Laboratory. Ein ehemaliges Testgelände für Atomreaktoren und später Raketenantriebe. Ein Reaktor ist dabei vor Jahrzehnten havariert. Er wurde zwar abgebaut, das Geländer eher schlecht als recht dekontaminiert, da sich um die gigantischen Kosten bis heute gestritten wird. Schon bei der Havarie sind Radionuklide ins nördlich davon gelegene Simi-Valley, einer bewohnten Region, geweht und erhöhte Leukämiefälle werden damit in Verbindung gebracht. Beim Feuer 2018 war nun auch dieses Gelände betroffen und erneut sind Radionuklide dadurch in die Luft geraten und in bewohnte Gebiete geweht, wie ein Studie jüngst bestätigt hat. Just nur 3 Meilen davon entfernt ist im Januar 2025 bei der aktuellen Katastrophe wieder ein Feuer ausgebrochen. Wir sehen also, dass solche Gefahren langfristig und durch den Klimawandel zunehmend ein Problem sind. Denn egal welche Giftstoffe in die Umwelt gelangten, sie werden es lange Zeit bleiben – mitten in einer Millionenmetropole. Auch mitten im Zentrum der Stadt, auf einem Hügel mit unzähligen Pumpen, wird immer noch aktiv Erdöl gefördert. Zwischen Einfamilienhäusern und Golfplatz. Näher könnten Ursache und Wirkung nicht liegen.

Gift in der Luft, Gift im Wasser, Gift im über die ganze Region verteilten Staub. Laut einer aktuellen Studie sind giftige Rauchwolken von Waldbränden in den letzten zwei Jahrzehnten in die Häuser von über einer Milliarde Menschen weltweit eingedrungen. Luftreinigungsgeräte, wie wir sie aus Corona kennen, könnten das Problem lösen – sie sind aber für viele Menschen auf dieser Welt unbezahlbar.

Die berühmten Strände von Malibu. In den Hügeln dahinter wohnen Königskinder, Schauspieler und andere Sternchen in Millionenvillen. Der Ortsteil Pacific Palisades ist komplett niedergebrannt. Auch die vielen Villen direkt unten am Wasser sind ein Raub der Flammen geworden. Das Meer gilt entlang der Küstenstraße von Malibu als verseucht. Es darf niemand mehr ins Wasser. Die Feuerreste werden bei jedem Regen weiter ins Meer gespült, viel ist bereits durch die Löschversuche in Boden und Gewässer gelangt. Es muss auch immer wieder vor Erdrutschen gewarnt werden. Aus Traumständen und den weltweit begehrtesten Wohngegenden sind jetzt giftige Horrormahnmale geworden. Es wird sehr lange dauern, alle Ruinen zu beseitigen. Gebaut werden darf hier wohl nicht mehr. Gigantische Werte wurden vernichtet. Alles ist verseucht. Auch die Bakterienbelastung ist hoch. Immer wieder werden tote Fische angeschwemmt, auch Delphine.

Malibu – hier wurde Baywatch gedreht. Von den Millionenvillen ist nur noch Endzeit übrig. Bei jedem Regen landen giftige Stoffe aus höher gelegenen Regionen hier und im Meer. Schwimmen verboten. Es wird lange dauern, bis die Aufräumarbeiten beginnen. Bauen und wohnen wird hier nie mehr jemand können.

Wer leidet?

Aus der Ferne hatte vielleicht nicht jeder Mitleid mit millionenschweren Stars, die mit dem Privatjet flüchteten, wie z.B. Lenoardo di Caprio – der damit die Glaubwürdigkeit seiner vielen gespendeten Millionen für das Thema Klima damit ziemlich untergräbt. Anderen, wie dem Model und Influencer Max Emerson und seinem Partner, gab der Verlust des eigenen Hauses der finale Todesstoß für ihre langjährige Beziehung. Beide haben die Stadt verlassen, einer ist danach gar ausgewandert. Doch daneben gibt es viele kleinere Hausbesitzer, die darin ihr ganzes Lebenswerk verloren haben. Und genau das könnte zum ganz großen Problem werden. Viele Versicherungen haben schon während Feuer herannahten, begonnen die Verträge mit noch gar nicht betroffenen Kunden zu kündigen. Viele sind auch gar nicht versichert, da oft keine oder nicht mehr bezahlbare Versicherungen eine harte Realität der immer heißer und trockener gewordenen letzten Jahre sind. Damit wurden gigantische Werte einfach vernichtet. Das fehlt dem Steuersubstrat, der künftigen Erbmasse von Generationen und damit auch der kollektiven Gemeinschaft. Viele werden auf Unterstützung angewiesen sein. Das Ahrtal lässt grüßen. Die amerikanische Versicherungsbranche hat schon nach den Hurricanes im letzten Jahr in Florida davon gesprochen, dass sich das US-Versicherungswesen damit für immer verändern werde. Und wenn sich Menschen und Firmen nicht mehr absichern können, hat das weitreichende gesellschaftliche und finanzpolitische Folgen.

Obendrauf kommt direkt noch eine veritable Wohnungskrise. Die bestand schon vorher, denn in Los Angeles war sie so groß wie fast nirgends auf dem ganzen Planeten. Und jetzt sind plötzlich über Neunzigtausend Menschen ohne Unterkunft? Das führt zu Abwanderung, Wohnungsnot für die nicht Betroffenen, steigenden Preisen, Wirtschaftsschäden, Fachkräftemangel und großen sozialen Folgekosten. Humanes und physikalisches Kapital wandern ab. Der eine oder andere Amerikaner beginnt vielleicht nun an seinem Lebensstil zu zweifeln. Oder die Schuld bei den Richtigen zu suchen. Doch wer könnte das sein? Dazu gleich mehr.

Am südlichsten Zifpel der orangen Fläche wurde Baywatch gedreht. Viele Superreiche wohnen an der Küste von Malibu. Das Meer und die Hänge entlang der Küste gelten nun als verseucht. Es wird davor gewarnt, ins Wasser zu gehen.

Welcher Anteil hat das Klima?

Bevor wir uns final dem Cocktail der Ursachen widmen, müssen wir nochmal den Elefanten im Raum klarstellen. Feuer werden meist durch Menschen oder Blitzschläge entzündet. Brennen tun vor allem sehr trockene oder leicht entflammbare Dinge. Und ja, natürlich hat es früher und schon immer Feuer gegeben. Aber die Voraussetzungen für ebendiese haben sich arg verstärkt. Mehr Hitze, mehr Trockenheit, mehr direkt abfließendes bzw. nicht mehr versickerndes Wasser usw. sind eine Kette an Folgen der Erderwärmung. 

Gleich eine Reihe von Spitzenuniversitäten (z.B. UCLA) und Forschergruppen bestätigen, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass diese klimatisch bedingten Effekte die apokalyptischen Feuer in Los Angeles stark begünstigt und verstärkt haben. Auch viele renommierte Zeitungen wie die L.A. Times setzen dieses Bild mit vielen Stimmen aus der Wissenschaft so zusammen. Weltweit bestätigen Experten diese Annahmen. 

Ganz konkret kann man das darin sehen, dass die erwähnten Santa Ana-Winde beim Ausbruch der Feuer die stärksten seit mehr als 10 Jahren waren. Also außergewöhnlich stark aufgetreten sind und im Vorfeld vor möglich katastrophalen Feuern gewarnt wurde, eben weil Kalifornien damit hinreichend Erfahrung hat und damit auch die striktesten Regulationen um solche zu verhindern. Auch ist es so, dass sich die Trockenperiode durch die immer wärmeren Temperaturen bis weit in den Januar hinein verschieben, bis dann endlich Winterregen fällt. So trocknet die Vegetation stärker aus. Durch einen für Kalifornien zwei eher nasse Sommer sind die Pflanzen nach der langen Trockenheit regelrecht gewuchert, was zu viel mehr brennbarer Biomasse geführt hat, als gewöhnlich. Mehr Pflanzenwuchs, der dann durch höhere Temperaturen und längere Trockenperioden stärker austrocknet und dann durch stärkere Winde als normal zu schlimmeren Feuern als üblich geführt hat. Ungefähr so kann der Klimaeffekt auf die Feuer beschrieben werden – als Brandbeschleuniger. Das fehlende Wasser und politische Unzulänglichkeiten kommen noch dazu. Schauen wir als nächstes dorthin.

Abgebrannte Häuser. Viele Träume, Existenzen und Ersparnisse sind futsch. Foto: California National Guard

Die Politik

Direkt nach dem Ausbruch der Feuer, trötete Trump, genau wie beim letzten großen Feuer 2018, mit Behauptungen los. Da sein damaliges Argument von Waldmanagement indessen widerlegt wurde, gibt er nun dem Wassermanagement schuld. Der Schutz von Biodiversität sei zu hoch gewichtet worden, dadurch hätte weniger Wasser für Löscharbeiten zur Verfügung gestanden. Diese Behauptungen weißen kalifornische Politiker zurück. Dass gute Freunde vom Trump, eine sehr reiche Familien, die einen der größten Agrarkonzerne im Land besitzt, in den Neunzigern auf dubiose Weise und unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Wasserrechten an fast 20 % der kalifornischen Wassers gekommen ist, sagt er lieber nicht. Genau diese unfaire Verteilung von Wasser zugunsten von neoliberalen Geldinteressen, haben immer wieder die sinnvolle und nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen ad absurdum geführt. Es gibt einheimische Mineralwasserabfüller, die mittleriweile ihre Produktion in andere Bundesstaaten verlegen, weil sie es ethisch nicht mehr vertreten können, in einem Staat mit einer Wasserkrise weiter Grundwasser abzupumpen für Flaschenwasser. Nestlé hingegen pumpt weiter wie eh und jeh. Das würde an dieser Stelle aber zu weit führen.

Trump wies im Februar als eine seiner ersten Amtshandlungen an, erhebliche Mengen an Wasser (Zwei Milliarden Gallonen) aus zwei Staudämmen im Central Valley abzulassen, um sie über das Leitungssystem nach Süden in Richtung L.A. zu transportieren. Er behauptete dazu, diese Tat hätte die Brände in Los Angels verhindern können. Das stimmt aber laut Wasserexperten gar nicht, denn es sei genug Wasser da gewesen. Bauern in den nördlichen Regionen sind nun sehr besorgt, dass ihnen dieses Wasser im Sommer fehlen wird. Außerdem sind die Feuer in L.A. zu dem Zeitpunkt des Ablassens bereits eigedämmt gewesen, es gab also keinen Grund dazu. Wenn aus Populismus, Gier und/oder Unwissen gehandelt wird, dann ist das meistens gefährlich oder schädlich.

Weiter ist ein Problem, dass im letzten Haushalt von L.A. Millionen bei der Feuerwehr eingespart wurden, obwohl diese eindringlich davor gewarnt hatte, dass dadurch Gefahren entstehen würden. Das rächte sich nun sehr schnell sehr bitter. Die Gefahren durch das Klima nehmen zu, aber die Budgets eben nicht.

Noch während es überall in der Stadt brannte, begann der Reigen um Schuld, Ursache und Einfluss der Klimaerwärmung.

Außerdem hat sich in dieser Legislaturperiode nach einem beispiellosen Lobbykampf die Erdölindustrie aus einem kalifornischen Gesetz herauswinden können, welches vorgesehen hätte, dass Erdölkonzerne bei Feuer-Großkatastrophen als Verursacher an den Schäden beteiligt worden wären. Aber der Kampf geht weiter, wie hier bereits berichtet, kämpfen eine ganze Reihe von kalifornischen Städten gemeinsam auf zivilrechtlichem Weg um Präzedenzurteile, die Erdölkonzerne für ihre Schäden zahlen lassen sollen.

Die vorhin angesprochenen Versicherungen werden gerade zu einem Schlüsselmoment der Klimakatastrophe. Während in Deutschland der Staat ab sofort keine Katastrophenhilfe mehr bei Fluten zahlt, und für Hausbesitzer per Gesetz eine private Elementarversicherung obligatorisch machen will, kollabiert diese Idee in Kalifornien gerade. Es gibt nun bereits neue Gefahrenkarten, auf welchen ganze Zonen nicht mehr versicherbar sind. Das macht bauen, leben oder wirtschaften dort unmöglich. Man versucht nun mit der Idee, einer staatlichen Versicherung die Gemüter zu besänftigen – weil es die private Versicherungsindustrie nicht mehr machen will. Ein Vorbild für eine staatliche Gebäudeversicherung ist zum Beispiel die Schweiz, aber das ist teuer und durch den Klimawandel steigen deren Kosten rasant. Und wenn die Risiken zu hoch werden, machen da auch die Rückversicherer nicht mehr mit. Diese Präzedenzfälle in diesen Dimensionen werden weltweit ähnliche Auswirkungen im Versicherungsmarkt haben. Daran hängen ganze Volkswirtschaften, Tourismusregionen, Standortattraktivitäten. Auch bei uns.

Fazit

Die Klimakatastrophe findet bereits jetzt statt. Ereignisse werden schlimmer, Schäden größer. So groß, dass Prävention günstiger wird. Die Aufgaben für die Politik nehmen damit zu. Ursachen bekämpfen, sich dazu ans Klima anpassen und mit enormen Schäden umgehen, sind gleich viele Fronten, die entstehen. Gigantische Feuerkatastrophen wie in Los Angeles sind ein Brennglas dafür. Auch wenn Kalifornien bereits sehr fortschrittlich in seiner Denkhaltung ist, zeigen sich trotzdem viele Versäumnisse aus neoliberalen, erdölzentrierten Jahrzehnten jetzt als grauenhafte Hypothek nicht nur für die Zukunft, sondern direkt schon jetzt für die gerade stattfindende Realität. Wissenschaftlich gibt es nichts mehr zu rütteln und es dämmert immer mehr Menschen, dass die hypothetischen Voraussagen auch tatsächlich und ziemlich akurrat eintreffen. Die Ereignisse Reihen sich in unzählige Extremereignisse rund um den Globus in den letzten Monaten ein. Ausreden werden immer schwieriger, wegschauen ist fast nicht mehr möglich. L.A. ist eine große gesundheitliche, politische, finanzielle und gesellschaftlich traumatische Krise. Wir können nicht mehr so bauen, so essen, so Öl verbrennen, so Plastik verbrauchen, so leben, so weiterwursteln. Wir müssen uns anpassen. Je schneller wir das hinkriegen, je weniger schlimm wird es für alle. So lange wir aber von Individuen ausgebremst werden, zahlen bei der Klimakatastrophe besonders viele einen besonders hohen Preis für die Privilegien weniger. Womöglich mit ihrem Leben, ihrer Zukunft – über wahrscheinlich viele Generationen hinweg.

Je mehr Menschen betroffen nach Handlungen verlangen, je mehr das kostet, je eher werden wir vernünftige Politik als Antwort brauchen. Das sollten wir uns bei unseren hiesigen Wahlen ab jetzt stets sehr gut überlegen. Frust, depressive Stimmung und Desinformation nicht mehr aushalten, sind eine Sache – demokratisch als Bürger Verantwortung für viele Generationen tragen, die andere. Wählt Klimaschutz. Verlangt Klimaschutz. Macht Klimaschutz. Klimaschutz ist auch nicht links – es betrifft die ganze Gesellschaft. Jeden von uns. Steht über der Tagespolitik und setzt auf Antworten, nicht auf Populisten. Denn schon morgen könntet ihr betroffen sein, und dann helfen die euch nicht. Sie lachen (Laschet), sie negieren (Merz, Klima überwertet), sie schieben die Verantwortung auf euch ab (Söder, keine Katastrophenhilfe mehr), oder bevorzugen Lobbygruppen (Aiwanger, Hochwasserschutz vs. Landwirte). Wenn wir nicht vorzeitig sowieso unterversorgt in einem nichtklimatisierten Altenheim an Hitze verrecken wollen, dann müssen wir uns jetzt drum kümmern, morgen ist zu spät. Klimaschutz wird gerade mit jeder noch teureren Katastrophe im Verhältnis billiger zu Abwarten und Nichts tun.

Erscheinungsdatum: 19. Mai 2025

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