Wow – da wird man ungefragt in eine Hyperkonsumwelt hineinsozialisiert, Bildung, Mobilität, Ernährung werden anerzogen und zum ultimativen Erfolgsfaktor gemacht. Kaum ist man alt genug und beherrscht die neoliberalen Spielregeln, hat durch seine Wirtschaftswunder-Helikoptereltern genug Hornhaut an den Ellbogen antrainiert bekommen, begreift man, dass das alles nur eine jämmerliche Fassade eines globalen Versagens ist, welches direkt in die Katastrophe führt.
Selbst wenn man will, wer nur schon in einem Supermarkt einkaufen möchte, der schafft es zwangsweise nicht ohne Mikroplastik, scheußlichen Arbeitsbedingungen, viel zu viel CO2 oder Gesundheitsgefahren bis zur Kasse. Sogar Unterhosen, Kleider, Schuhe, Fahrrad, Brille – alles aus Erdöl. Wenn man das nun hinterfragt und eine intelligente Wende in allen Bereichen oder zumindest Neuverhandlungen des gemeinsamen Lebensvertrages fordert, damit man wieder bessere oder überhaupt Alternativen bekommt, wird von einem der sich selbst kasteiende Einzug ins absolute Klimakloster gefordert. Quasi aus dem SUV heraus geifern Menschen mit massentierhaltig vollem Mund, dass wer sie kritisieren will, zwingend Lichtgestalt, Vorbild und absolut rein von fossilem Wahn sein soll. Keine Jugend, keine Erfahrung, keine Schwäche, nichts ist erlaubt. Generation Petrochemie straft dich sonst mit der Doppelmoralkeule ab, obwohl genau das alles Doppelmoral at its finest ist.
Wir alle sind die letzte Generation
Wir haben diese Kinder in dieses kranke System hineingeboren und erzogen. Sie hatten noch nicht mal die Wahl, ob sie denn in Plastik gewickelt autozentriert zu Kopien der eigenen Inkonsequenz gemacht werden wollten. Wer heute jung ist, darf kein Urlaub machen, keine Träume oder gar eine Meinung haben. Er hat gefälligst schweigend den Spätkapitalismus machen zu lassen. Jeder Tropfen Regen, sogar jede Träne enthält heute Derivate von Exxon, Shell, Total, BP oder wie sie alle heißen. Doch das Gift in den Köpfen ist am gefährlichsten. Wer heute Nacht auf einer Erdölschaummatratze geschlafen hat und jetzt in einem Zimmer sitzt, das gasbeheizt und mit Farbe aus Dinosaurierblut gestrichen ist, dem steht es eher nicht so zu, jungen Menschen zu sagen, dass sie inkonsequent seien. Anstatt über Wein und Schläuche zu besserwissern, frage man sich nach seinem eigenen Urlaub. In dieser aufkommenden Stille hört man plötzlich nur noch melancholisch das unlimitierte Temporauschen heimischer Autobahnen. Durch die flirrende Hitze geschwächt tanzen fieberträumend Klänge einer Spieluhr, jederzeit könnte aus ihrem Bauch jokerhaft ein Verkehrsminister springen, der Dinge wie „Straßen bauen schützt das Klima“ ruft. Der Abgrund kommt näher. Doch die Flucht ist versperrt, die kaputte Bahn überfüllt, der Waldbrand nur noch Nebensache.
Milliardäre finanzieren derweil gefallenen Chefredaktoren ihre stinkenden Kübel, welche sie auf einem rechtsgerutschten Netzwerk so unsozial wie möglich über die noch nicht raffiniert durch Politik gestählten Kinder schütten dürfen. Dummerweise ist der vorhin erwähnte Minister auch fürs Digitale zuständig – während die EU warnt, macht er lieber seifig grinsend Selfies mit dem neuen Besitzer des blauen Vogelkäfigs. Medienkrise, Klimakrise, Energiekrise, Bildungskrise, Gesundheitskrise, Wohnungskrise, Inflationskrise – es ist nicht einfach, jetzt heranzuwachsen. Und wer sich an die Steine im Glashaus klebt, anstatt mit ihnen zu werfen, dem wird der Hexenprozess gemacht. Wer nicht mindestens Stufe Uriella erreicht hat, wird verhaftet. Obwohl, selbst Greta wurde von Polizisten abgeführt. Kohle ist Kohle. Wer etwas dagegen sagt, findet sich selber als bimmelnde Karikatur des Simpsons-Memes „Der Untergang ist nahe“ auf einem Scheiterhaufen wieder.
Fazit
Man könnte ewig so intellektuell fatalistisch daher kommentieren. Der Mensch ist nicht perfekt, und Kinder sind Produkte unserer Gesellschaft. Deswegen dürfen, ja müssen sie hinterfragen und kritisieren. Denn alle anderen tun es zu wenig. Oder nur, wenn die Gören gerade menschliche Fehler machen. Dann aber so richtig genüsslich. Tut ja der eigenen dissoziativen Wahrnehmungsstörung so gut. Wenn überhaupt irgendjemand von uns allen nicht perfekt sein muss, dann sind es diese jungen Seelen, die sich bereits trauten, in die Tiefe zu schauen. Denn wer das tut, hatte unglaubliche Cohones. Danken wir ihnen, dass sie sich davon nicht traumatisiert weinend zu den Hoffnungslosen in die Ecke legen, sondern den Mut haben, uns Spiegel vorzuhalten. Diese Momente jetzt sind gerade historisch. Zeitenwende klingt besser als Scheideweg der Menschheit, doch an genau diesem stehen wir nun. Nichtstun, Masken dealen oder weiter dieseln werden dabei immer ein paar Kasten weiter unten sein. Liebe Generation der Allerletzten, haltet einfach die Klappe. Habe fertig.