Seit wann wissen wir es? Entdeckt wurden erste Anzeichen schon weit früher, doch seit einem halben Jahrhundert ist die menschengemachte Klimakatastrophe Wissenschaft wie Politik weitgehend bekannt. 1979 war bereits der Start für die Weltklimakonferenzen. Ohne detailreich über komplizierte Strukturen, langwieriges politisches Geplänkel, Vertragsdetails oder andere auch wichtige Bestandteile zu schwadronieren, hier eine kurze Zusammenfassung, was seitdem passiert ist und warum auch eben oft nichts passiert ist. Was und wer die großen Einflüsse hatte, die Meilensteine und ein grober weltgeschichtlicher Kontext dazu:
Ursprünge
Eigentlich haben Wissenschaftler schon Mitte des letzten Jahrhunderts viel über die Klimakatastrophe gewusst. Doch Wissen zu sammeln, auszuwerten und dann auch zu beweisen ist ein langwieriger Prozess. Das Nachkriegswirtschaftswunder war in voller Blüte und niemand wollte davon hören, dass der nach Jahrzehnten der Grausamkeiten und Abgründen gerade neu gewonnen Lebensstil mit Autos, Ölheizungen, Unmengen von Plastik, Chemie, Kühlschränken (die sollten noch wichtig werden) und anderen bequemen Gerätschaften schlecht für die Welt sei. Auch die Ölkonzerne haben früh davon gewusst. Sie haben mit viel Geld eigene Teams von Wissenschaftlern zusammengestellt, dann aber die erschreckenden Forschungsergebnisse der Menschheit ganz bewusst auf bösartige Weise verheimlicht. Hier ging sehr wertvolle Zeit verloren. Wenn du mehr darüber erfahren willst, hier entlang. Doch auch die unabhängige Forschung war auf dem Weg und musste sich mit knapperen Ressourcen durchschlagen. Sie fand sich trotzdem bereits 1979 zu der allerersten Weltklimakonferenz in Genf zusammen. Das bedeutet, dass Forscher aus aller Welt sich schon vor über 50 Jahren weitgehend über das Geschehen ziemlich einig und bereits so weit in ihren Erkenntnissen waren, dass sie die Welt dringend warnen und Maßnahmen vorschlagen wollten. Und nicht irgendwie lose organisiert, sondern die erste World Climate Conference (WCC1) fand unter dem hochoffiziellen Dach der Weltorganisation für Meteorologie als Abteilung der Vereinten Nationen, kurz UN statt.
Kyotoprotokoll
Die frühe Phase dieser planetaren Vereinigung der Wissenschaft drehte sich vor allem um die Organisation von Forschung, das bessere Verstehen der Mechanismen, das Sammeln von Daten und das Knüpfen von Kontakten. Aber schon vom allerersten Tag gab es die deutliche Forderung, dass dringend etwas gegen die Klimakatastrophe unternommen werden müsse. Die Weltpolitik wusste also bereits damals, um was es ging und wurde von der Wissenschaft direkt angesprochen. Doch diese war mit dem Kalten Krieg, Space Shuttles und dem Atomzeitalter beschäftigt. Erst 1988 fand darum die Folgekonferenz World Conference on the Changing Atmosphäre in Toronto statt, welche keine Nummer erhielt und gleich darauf 1990 die offiziell zweite Weltklimakonferenz (WWC2) wieder in Genf, dem Sitz der UN. Da wurde der erste IPCC, also Sachstandsbericht der Forschung zum Klima, besprochen. Der Kalte Krieg war vorbei und es gab keinen Grund mehr, nicht hinzuschauen. Nach einem Jahrzehnt der geballten Forschung, lagen so viel Beweise vor, dass die Politik dies nun nicht mehr ignorieren konnte. Sie stieß jetzt an den Tisch dazu. Wieder zwei Jahre später wurden in Rio die Klimakonventionen vereinbart, also erste weltweite politische Ziele zur Reduktion von Klimagasen in der Atmosphäre. Ab 1995 fanden dann regelmäßige Folgetreffen statt, die diese Ziele besprachen, ausbauten und neue Forschung thematisierten. Sie firmierten fortan unter “United Nations Climate Change Conferences” oder kurz “Conference of Parties, COP”. Und zwar ab jetzt in einem engen, jährlichen Takt. Die erste war die COP 1 in Berlin. Die großen Sachstandsberichte der Wissenschaft aka IPCC wurden allerdings nicht so oft veröffentlicht, denn Forschung dauert länger, aber die Politik wollte bzw. konnte keine weitere Zeit verlieren, denn auch ihre Verhandlungen nahmen Zeit in Anspruch. Bereits 1997 jedoch beschloss man in Kyoto mit dem bekannten Kyotoprotokoll erstmals völkerrechtlich verbindliche Reduktionsziele. Ein gewaltiger Meilenstein.
Die Bremsklötze
Klingt nun so, als hätte man also vor 30 Jahren final begriffen und begonnen zu handeln. Doch weit gefehlt. Niemand wollte sich die Butter vom Brot nehmen lassen. Man war ganz im Gegenteil daran, den eigenen von den Boomjahren gesättigten Märkten durch die forcierte Globalisierung zu entkommen. Das ungebremste Wirtschaftswachstum sollte schließlich trotz des langsam endenden Wirtschaftswunders weitergehen. Die Öffentlichkeit hingegen begriff die Dimensionen noch nicht wirklich. Zwar hatte mittlerweile jeder vom Treibhauseffekt gehört, aber meistens im Zusammenhang mit dem Ozonloch – quasi der Kühlschrankkrise. Ja, man glaubte tatsächlich, dass Kühlschränke das Problem seien. Und ein bisschen der Verkehr. Warum war das so, wo doch schon vor aller Augen plötzlich jährlich Weltkonferenzen stattfanden zu nichts Geringerem als einer planetaren Bedrohung? Nun, du ahnst es. Die aufgeschreckte Erdöllobby investierte Unsummen in abwiegelnde Kampagnen. Teils hintenrum und über politischen Lobbyismus, aber auch zunehmend direkt über Inserate und Werbespots direkt an die Konsumenten gewandt.
Sie griff dabei erstmals zum Mittel des Corporate-Content. Das ist, wenn man ganze Werbeseiten in renommierten Zeitungen kauft und da im Stile von journalistischen Artikeln eigene Werbetexte veröffentlicht. Arglose und damit noch nicht geübte Leser fielen darauf herein. Das gute Image der Zeitung färbte zusätzlich ab. Die Zeitungen, wie z.B. die angesehene New York Times, verdienten gut damit. Bis heute. Wie gut man zudem Firmen angreifen kann, wenn diese große Teile des Werbebudgets stellen, kann man nur vermuten. Auf den Geschmack gekommen, trieben es die Ölmultis immer weiter. So erfand z.B. BP die fiese Masche mit dem CO2-Fußabdruck, sodass sich Konsumenten schuldig fühlten und paralysiert den Fehler bei sich und nicht der Politik suchten. Besagter Abdruck war eigentlich der allerletzte und stichfeste Beweis, dass der Klimawandel existierte und menschengemacht war. Und zwar mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 bis 99 %, was für Forschung dieser Ordnung extrem deutlich ist. Der Begriff diente auch zugleich als neue Maßeinheit. Damit ließ sich das Verbrechen der Ölkonzerne erstmals einfach quantifizieren. Also taten diese alles, um die Verantwortung abzuwälzen und deuteten den Begriff zu ihren Zwecken um. Das änderte sich erst für ein breites Publikum, als Al Gore, einst US-Präsidentschaftskandidat, mit einem Kinofilm weltweit Menschen ziemlich überzeugend über die Klimakatastrophe aufklärte. Er verlor darauf den Kampf um den Einzug ins weiße Haus extrem knapp bzw. kapitulierte. Auch da sollen die Erdölkonzerne ihre Finger im Spiel gehabt haben. Wenn du mehr über die manipulierenden Werbeanzeigen von Big Oil erfahren willst, hier die extrem gute Recherche von “Climate Town”:
Es bildeten sich schon früh Lager. Um die Jahrtausendwende war man sich nicht mehr so einig, denn es ging nun um viel Geld. Es wurde klar, dass reiche Länder viel Geld an die Dritte Welt bezahlen werden müssen, einerseits, um deren Ausstoß auch zu senken und andererseits, weil dort zuerst und enormer Schaden entstehen würde durch die Klimafolgen. Europa war für strengere Regeln, die USA, Kanada, Japan und Russland – wollten jedoch Ausnahmen. Das strenge Kyotoprotokoll wurde also wieder abgeschwächt und es wurde klar, dass es sehr, sehr kompliziert werden würde mit der Klimarettung. Die Anfangseuphorie war weg, die Erdölkonzerne wähnten sich schon fast am Ziel. Die gezielte Desinformation wirkte, plötzlich kamen auch öffentlich gestreute Zweifel am Klimawandel auf, die bei so einigen verfingen. Außerdem dauerte der Prozess, dass die Mitgliederländer nach und nach zu Hause Kyoto besprechen mussten, um dann einzeln das Protokoll zu ratifizieren. Als in den USA dann eben Bush anstatt Al Gore gewann, zog der als erstes symbolisch die Ratifizierung zurück. Weil das Protokoll Regeln zu Mindestanforderungen für dessen Umsetzung enthielt, führte dies fast zum Scheitern. Ausgerechnet Russland, unter Putin, rettete aber dann in einem fast schon Showdown den ersten Klimarettungsplan dieser Welt mit seiner Ratifizierung und die Regeln wurden völkerrechtlich verbindlich. Sogar die OPEC-Staaten als das Erdölkartell schlechthin gaben ihre Vorbehalte auf. Dass wir später mit Trump quasi wieder wie mit Bush ausgebremst würden und Russland sich plötzlich gegen die Welt wenden würde, ahnte da noch niemand.
Die Finanzkrise
Wieder keimte Hoffnung auf, denn nach dem Film von Al Gore war das Klima als Thema für ein paar Jahre noch in aller Munde. Durch die Verhandlungen rund um die Umsetzung des Kyotoprotokolls und immer mehr Medienberichte zur Klimakrise wurde nun auch eine breite Öffentlichkeit sensibilisiert. In Nairobi an der mittlerweile COP 12 kam man auch zu der Erkenntnis, dass das Unterverhandeln nur von Umweltministern und Delegierten ohne genügend Befugnisse nicht ausreichte und ab jetzt Staats- und Regierungschefs höchstpersönlich eingespannt werden sollten. Das Klima war nicht weiter in der Öko-Atom-Umweltschutz-Ecke gefangen. Doch als ob das alles nicht genug Hollywood wäre, bahnt sich schon der nächste Plot-Twist an: die Finanzkrise. Die Welt stürzte in die heftige Krise, weil der seit den späten Achtzigern forcierte neoliberale Ultrakapitalismus in Verbindung mit Globalisierung buchstäblich auf einem finanziellen Kartenhaus basierte. Und das traf nicht nur Banken, Konzerne und ganze Staaten, sondern auch viele Konsumenten und Eigenheimbesitzer. Regierungen waren absorbiert mit Bankenrettungen, Rettungsschirmen, Eurokrise, Arbeitslosigkeit und gigantischen neuen Schulden. Die Klimakatastrophe schritt zwar weiter fort, aber medial geriet sie ins Hintertreffen. Man hatte ja jetzt Verträge abgeschlossen, das würde schon werden. Aber nichts wurde.
Nachdem sich die Finanzkrise stabilisiert hatte, begann ein gnadenloses Jahrzehnt der Aufholjagd. Die goldenen Zehnerjahre. Während ein tief gefallenes Spanien oder Griechenland hart sparen musste, explodierte in Deutschland nach der großen Arbeitslosigkeit der Nullerjahre die Wirtschaft. Wir wurden Exportweltmeister, was – wie wir heute leider wissen – vor allem auf billigem Gas aus Russland gründete. Generell lernte man wenig aus dem Bankencrash und vertraute darin, dass man ja mit Finanztricks jede Krise überstehen könne. Hier ein bisschen Zinsen auf null drehen, da ein bisschen Geld drucken, dort schön abhängig machende Kredite in den Süden verteilen, you name it. Dass aber ein Notfallmittel wie die Zinsen nur funktioniert, wenn man die Waffe wieder nachlädt und diese in guten Zeiten wieder erhöht, vergaß man aus Gier. Oder weil der EZB-Chef Italiener war. Ja nichts abwürgen, auch wenn man eher fast schon an zu viel Geld würgte. Weil es keine Zinsen gab, hatten Pensionsfonds und die obere Mittelschicht richtig Probleme, wo sie denn mit all dem Geld hin sollten. Anstatt in die erwachende Industrie der Klimatechnik zu investieren – Wind, Solar, Wärmepumpen, Biogas, Elektroauto etc. – schoss man diese politisch ab und damit sich selber ins eigene Bein. Eine neue Koalition vernichtete den jungen Sektor 2011 direkt nach der Finanzkrise. Man stieg aus dem Atomausstieg aus, 100’000 Jobs in Solar gingen verloren, Windturbinen- und Photovoltaikhersteller zogen weg und die Investoren verballerten ihre fetten Gewinne in Immobilien. Deren Wert verdoppelte sich in diesem Jahrzehnt und wurden für die meisten anderen zum unerreichbaren Luxus, die CO2-Konzentration stieg im künstlich geschürten Boom unaufhaltsam weiter. Arme wurden rasant ärmer, Reiche pervers viel reicher.
Paris
Abgeschweift? Nein, denn an den COP passierte in dieser Zeit eher wenig. Direkt nach der Finanzkrise waren viele nicht mehr bereit schnell viel für das Klima zu tun bzw. verzögerten ein Kyotonachfolgeprotokoll. Es wurde lange verhandelt. Man erkannte nun, dass die Verpflichtungen finanziell neben dem gewöhnlichen Tagesgeschäft der Weltzerstörung ziemlich belastend sind, ein Feilschen begann. Erst 2015 gelang dann im Aufwind der sich erholenden, ja wieder prosperierenden Weltwirtschaft der Paukenschlag von Paris. Dort einigten sich 195 Staaten auf ein ambitioniertes Ziel, welches allerdings auch auf den neuesten und alarmierenden IPCC-Berichten basierte. Zur Einordnung, die UN hat 195 Mitgliederländer. Von dieser anerkannt, aber nicht dabei ist der Vatikan und dann gibt es je nach Zählart noch ca. 10 Regionen, die sich selber als Staaten definieren, aber nicht allgemein anerkannt sind. Sogar Nordkorea ist jedoch beim Abkommen dabei. Wie bei Kyoto dauert die Ratifizierung aber an, es fehlen nur noch ein paar wenige, alle anderen haben Paris ratifiziert. In dieser Zwischenzeit waren die USA unter Trump vier Jahre lang nicht dabei. Auch das warf das Abkommen erneut zurück. Fast kein Land hält sich indessen an die Reduktionsziele. Dazu mussten diese eigentlich nach Paris ihre bestehenden Pläne von Kyoto auf Paris updaten, also verschärfen, und diese einreichen. Das haben bisher wenige getan. Viele beginnen erst mit der Arbeit. Man ist sich also einig, aber die Umsetzung hapert arg.
Der IPCC fordert eigentlich, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dies, weil sonst Kipppunkte erreicht werden, ab welchen selbst verstärkende Prozesse in Gang kämen, welche ein Aufhalten der Klimaerwärmung unmöglich machen würden und diese zusätzlich quasi exponentiell endgültig außer Kontrolle gerät. Also noch mehr und definitiv unumkehrbar. Es war und ist daher inzwischen sehr, sehr ernst. Trotzdem konnte man sich in Paris nur auf ein verwaschenes “möglichst unter 2 Grad” einigen. Die Große Koalition hierzulande kümmerte das überhaupt nicht. Sie verkaufte der Bevölkerung die Mär, dass Gas eine “Brückentechnologie” wäre und verwettete Deutschlands Zukunft mit Nordstream 2 endgültig an Russland. Der schien durch seine einseitige Rettung des Kyotoprotokolls durch die Ratifizierung desselben damals eine geopolitische Falle aufgestellt zu haben, in die wir blind vor geiziger Geilheit hineintappten. Weiter gierig profitieren und für den Pöbel Brot und Spiele. Beweis? Praktisch gleichzeitig mit dem Pariser Abkommen flog in Deutschland der Dieselskandal auf.
Die letzten Jahre
Nach dem Beschluss von Paris wurde ein Kompromiss für dessen Umsetzung verhandelt. Ja, wieder Kompromisse. 17 Länder geben den Kohleausstieg bekannt, arme Länder vereinigen sich unter der “Marrakesch-Vision” in besagter Stadt zu einer Art Lobby für die am schlimmsten getroffenen und wehrlosesten Staaten der Klimakatastrophe. Dabei geht es aber vor allem auch um Geld. Der globale Süden benötigt, wie ein während der aktuellen COP 27 veröffentlichter Bericht bestätigt, eigentlich ab sofort pro Jahr gigantische 2,4 Billionen Dollar, um bis 2030 irgendwie in die Nähe der notwendigen Umsetzung für den Klimaschutz zu kommen.
Die nachfolgenden Konferenzen brachten kaum Fortschritt. Nach Katowice wurde die nächste Konferenz von Brasilien nach Chile und schließlich notfallmäßig nach Madrid verschoben. Diese bisher längste Konferenz wurde dann sogar als Nullrunde bezeichnet. Gleichzeitig brach die unsägliche Coronakrise über die Welt herein. Dazu kommen die letzten Hitzejahre, die alle Rekorde brachen. Langsam dämmert der Weltgemeinschaft, dass wir lernen müssen, dass Klimaschutz- bzw. Rettung nicht eine Schönwetteroption ist, welche man sich als Luxus während Konjunkturjahren leistet, sondern immer mehr Dauerkrisen nebenbei bewältigt werden müssen und dabei die Klimakrise trotzdem als planetare Existenzkrise die wichtigste von allen bleibt. Denn alle aktuellen Krisen haben irgendwie ihren Ursprung auch in der Klimakrise.
Gerade beschäftigen die Umsetzung der Dekarbonisierung und die Verteilung von Geldern an der aktuellen COP 27 in Sharm-el-Sheik die Teilnehmer. Alleine Deutschland verursacht jährlich Klimaschäden von 150 Milliarden Euro. Erste besonders betroffene Inselstaaten beginnen damit, Verursacherländer der Klimakatastrophe zu verklagen. Ob erst in die eigene Klimaneutralität oder gleichzeitig auch in Drittweltländer investiert werden soll, ist Streitthema in der Forschung wie auch Politik. Verteilung ist jedoch unumstritten der Schlüssel. Das stellen diese Woche auch die sonst eher konservativen fünf Wirtschaftsweisen der Bundesregierung fest. Zahlen müssen vor allem die, welche können und zu lange von der Zerstörung profitiert haben. Doch damit beschäftigen wir uns bald in weiteren Beiträgen.
Fazit
Wir haben unfassbar viel Zeit vertrödelt. Republikanische US-Präsidenten, das Verhandeln von Ausnahmeregelungen und parallele systemische Krisen bremsten ein entschiedenes Vorgehen genauso wie die mächtige Erdöllobby mit ihren Vernebelungsstrategien. Erdölkonzerne wussten, dass ihre Geschäftsmodell nicht nur bedroht ist, sondern durch die Klimakatastrophe enden wird, und das bereits seit 50 Jahren. Sie haben sich dazu entschieden, noch möglichst viel herauszuholen – aus der Erde wie auch finanziell. Immer mehr Menschen sind in Gefahr, immer deutlicher werden die Folgen. Zwar schlägt sich das auch mancherorts in der Politik nieder, denn nicht nur der Maskendeal fegte die CDU aus dem Kanzleramt, sondern auch deren Klimapolitik. Doch der Rechtsdruck in Italien, Ungarn, Polen, Frankreich, Großbritannien, USA usw. macht gerade wieder viel kaputt. Die Klimakonferenz wuchs aus einem anfänglich wissenschaftlich geprägten Format zu der bedeutendsten politischen Weltrettungsklammer. Atonio Guterrez, Generalsekretär der Vereinten Nationen, sagte passend zur COP 27, also der mittlerweile 27. Klimakonferenz seit die Politik mit an Tisch sitzt, den folgenden Satz:
“Die Menschheit hat eine Wahl: kooperieren oder umkommen.”
Atonio Guterrez, Generalsekretär der Vereinten Nationen
Deutlich wie nie. Die Zeit ist um, uns bleiben nur noch wenige Jahre. Eigentlich waren das laut Forschung noch 7, jetzt sind es aber wahrscheinlich nur noch 3. Ab 2025 müsste der weltweite CO2-Ausstoß massiv sinken, damit die 1,5 Grad – oder vielleicht eben auch nur noch 2 Grad – noch realistisch sind. Und selbst diese werden trotzdem riesige Schäden und Leid verursachen. Und sie hängen von den Kipppunkten ab, sind also keine ausgedachte und verhandelbare Zahl, sie definieren physikalisch, ob wir es schaffen oder unsere Welt ins dann unausweichliche Chaos stürzt. Das macht vielen Menschen Angst. Gerade Storys wie diese könnten so verstanden werden. Doch das ist kein Film, sondern die echte, bittere und unerbittliche Realität. Darüber muss gesprochen werden. Hollywood kennt immer ein Happyend, denn das verkauft sich gut. Und das ist der einzige und größte Hebel, der bleibt. Angst war wichtig, um sich weltweit einig zu werden. Jetzt ist Hoffnung gefragt. Das Pariser Ziel muss nun also als Hoffnung in die Welt getragen werden. Noch streitet man sich an den Klimakonferenzen gerade noch über die Verteilung und darum, dass alle gleich lange Spieße erhalten. Doch gerade diese ermöglichen es, unfassbares Potenzial in der Menschheitsentwicklung freizusetzen. Climate-Tech ist gerade der aufstrebende Begriff in der Finanzwelt. Und wo das Kapital hinzieht, da zieht auch Leistung, Erfolgshunger – ok, auch Gewinn – und vor allem Wettbewerb hin.
Wer jetzt vom Fach ist, egal ob politisch, geschichtlich oder auch wissenschaftlich – ja, diese Darstellung zur modernen Klimakatastrophen-Geschichte ist arg vereinfacht. Alleine die Entdeckung, theoretische Berechnung und dann immer feiner mit Wahrscheinlichkeiten bewiesene anthropogene, also menschliche, Ursache des Klimawandels ist eine lange Story für sich. Genauso die politischen Details, umstrittenen Theorien, den Einfluss der fossilen Lobbys und so weiter. Die Absicht hier war es, einem breiten Publikum einen rasch erfassbaren Eindruck der Geschehnisse zu vermitteln, gerade im Kontext der zurzeit stattfindenden COP 27. Nach 50 Jahren Geplänkel, müssen jetzt genauso viele des progressiven Handelns folgen. Vor allem die nächsten paar Jahre, noch in diesem Jahrzehnt, werden entscheidend dafür sein, ob wir es schaffen. Ich bemühe dafür noch einmal Guterrez, der logisch folgerte, dass wer es nicht versucht, sowieso verliert. Wir alle haben nur diese eine Chance. Und diese funktioniert nicht mit Mülltrennung und Bioprodukten – jetzt sind viel, viel größere, radikalere und vor allem politische Entscheidungen notwendig. Die Veränderungen werden rasch und extrem sein, unser Alltag wird damit auch eine klimatische Zeitenwende erfahren. Manche wird das überfahren oder abhängen, andere wiederum beflügeln. Wir werden nicht nur verlieren, sondern auch an Lebensqualität gewinnen. Wir wissen jetzt alles, was wir wissen müssen. In diesen Tagen entscheidet sich, ob wir irgendwann mal zurückblicken und Politiker ins Gefängnis stecken, die jetzt nicht oder nicht genug handelten. Und vielleicht bedauern, dass wir es jetzt noch mit Kritikern tun. Ja, Bayern, liebe CDU/CSU und auch FDP, dieser Schlusssatz ist ganz alleine für euch. Das, was hier passiert, ist so viel größer als eure kleine, weiße Altherrenangst vor Veränderungen und Wohlstandsverlust. Es ist die Zukunft der Menschheit, die lassen wir uns von euch und eurem selbstherrlichen Egoismus nicht nehmen. Bequem wird es sowieso nicht. Wer sich anpasst, der überlebt – das war schon immer so.