Wenn Hoffnung schwierig wird – Selbstwirksamkeit ist die Lösung

Die Zeiten sind schwierig, doch man kann viel tun. Hier erfährst du, wie du Überwältigung, Wut und Angst in Hoffnung, Wirksamkeit und Veränderung verwandeln kannst.

Du bist nicht allein und noch können wir handeln. Das ist das einzige, was dir bleibt. Bild: by pvproductions on Freepik

Die Katastrophe ist zu groß, um sie vollständig zu begreifen. Aber ihren weltweiten, alles und jeden betreffenden Einfluss können wir erahnen. Wer nicht in Fantasiewelten von egoistischen Politikern abgleiten möchte, der muss sich zwangsweise einer schier unfassbaren Wahrheit stellen. Realismus ist eine sehr, sehr unbequeme Sache. Die Situation und die Perspektiven machen Angst. Menschen reagieren mit einem natürlichen Schutzmechanismus auf solche Bedrohungen der Psyche: Verdrängung. Und diese ist sehr, sehr mächtig. So mächtig, dass sie auch instrumentalisiert werden kann. Zum Beispiel von Parteien, die von klimarettenden Autobahnen, von physikalisch unlogischen E-Fuels oder noch nicht erfundenen Technologien wie nervige Sirenen singen. Und nein, wir haben uns jetzt nicht Christian Lindner oder Wissing auf einem Stein im steigenden Meeresspiegel mit Fischschwanz vorgestellt. Sonst würden wir dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf bekommen…

Wir wissen, dass die Welt da draußen schlecht ist. Sie ist voller Gefahren. Umweltgifte, Gewalt, Missbrauch, Krankheiten und böse Menschen. Damit zurechtkommen kann man nur mit diesem gewissen Grad an Verdrängung. Das heißt aber nicht, dass man zu einem ignoranten Arschloch werden muss. Viele Themen kann man allein schwer beeinflussen, mit anderen zusammen ist zumindest in Demokratien aber fast alles machbar. Die Klimakatastrophe wird nicht mehr weggehen. Selbst wenn wir das Richtige täten und die absolut extreme Leistung erbringen, unseren CO2-Ausstoß praktisch auf null zu senken, und zwar innerhalb weniger Jahre, wird uns trotzdem das Klima um die Ohren fliegen. Die Erwärmung der Erde wird abgeschwächt werden können, aber sie ist nicht mehr aufzuhalten. Und das wird viele Veränderungen mit sich bringen. Die Hoffnung, dass noch Rettung für Millionen von Menschen, Generationen, Pflanzen und Tieren möglich ist, genügt nicht. Aus Hoffnung müssen Taten werden. Darum hier eine Liste, was du persönlich alles tun kannst. Wähle vielleicht erstmal eine Sache aus. Oder auch mehrere. Sei ein Teil der Lösung. Erlebe mit vielen anderen, wie Selbstwirksamkeit durch Aktion deiner psychischen Gesundheit in der dein ganzes restliches Leben andauernden Klimakatastrophe helfen kann. Here we go:

Abgeordnete beeinflussen

Die da oben. Die machen sowieso, was sie wollen. Politik sind wir aber alle. Engagiere dich. Schreibe den Abgeordneten aus deinem Landkreis. Schildere deine Ängste und stelle unbequeme Fragen. Wenn das viele tun, setzt das diese unter Druck. Denn das Gegengewicht sind Lobbyisten. Lege also deine Stimme auf die Waage der Ungerechtigkeiten. Du hast jedes Recht dazu, dich in einer Demokratie zu äußern und auch an die gewählten Politiker zu appellieren. Schreibe auch an Abgeordnete von Parteien, die du nicht gewählt hast. Bundestagsabgeordnete sind die, welche Gesetze beschließen. Nimm Einfluss auf sie. Sonst tun es nur Konzerne, Kapital und Egoisten.

Bilde dich und andere

Lerne so viel wie möglich über die Bedrohung. Je mehr du über das Klima weißt, je besser verstehst du die Situation und je eher kannst du überhaupt und vor allem richtig handeln. Du wirst viele deiner Lebensentscheidungen zwangsweise ab sofort immer unter dem Aspekt der Klimakrise treffen müssen. Autokauf? Eigentum? Sparen? Lebensmittel? Reisen? Job finden und ausüben? Bildung? Alle diese Bereiche und noch viel mehr stehen unter dem Einfluss des Klimas. Fehlentscheidungen können für dich sehr teuer und nachteilig werden. Aber Wissen ist nicht nur für dich gut, sondern für alle, die mit dir in Berührung kommen. Sie werden in Gesprächen, durch dein Vorbild und deine Aktionen selber beeinflusst. Selbst wenn sie das Problem (noch nicht) verstehen. Aber auch das aktive Weitergeben von Wissen, bildet andere. Engagiere dich in der Klimabildung. In Schulen, in deinem Ort, in der lokalen Politik, in der Forschung oder einfach in deiner Nachbarschaft. Dieser Hebel ist vielleicht dein allergrößter. Er ist mächtig.

Sei Multiplikator von sicheren Informationen. Ob in der Familie, bei Freunden oder im Internet – sei das Gegengewicht zu Trollen und gekauften Kampagnen von Menschen mit dunklen Absichten.

Soziale Medien

Schwieriges Thema. Aber die Kulturtechnik unserer Zeit ist das Internet. Jeder kann kommunizieren und potenziell viele Menschen erreichen. Teile dein Wissen zum Beispiel im Netz. Natürlich gibt es Regeln, Hater, Hürden und nicht geeignete Netzwerke. Und nur Angst verbreiten weckt zwar einige auf, erschreckt aber andere. Nutze also eher die Tatsache, dass Sichtbarkeit und sichere Informationen viel bewirken können. Prüfe deine Quellen genau, Stichwort Medienkompetenz. Denn du willst nicht verantwortlich für Fehlinformationen sein und sogar Negatives bewirken. Teile gerne den Klimablog und die Beiträge hier. Sei Multiplikator guter Informationen.

Wirke vor deiner Haustür

Das eigene Lebensumfeld ist der Ort, den du am ehesten und am einfachsten beeinflussen kannst. Hast du das Glück eines Gartens, dann gestalte ihn klimafreundlich. Teile Klimainformationen, werbe für Abstimmungen wie zum Beispiel die gerade erfolgte Klimawahl in Berlin. Du musst gar nicht aktiv über das Thema sprechen, es ist längst Alltagsgespräch. Überlege aber deine Haltung und welche Argumente du wirksam einsetzen kannst. Es müssen keine Brüche in Familien entstehen, aber du musst auch nicht akzeptieren, dass man deine Zukunft mit Füßen tritt. Wenn du Zeit hast oder ein Hobby suchst, dann engagiere dich in einem Quartierverein oder gründe diesen selber. Baumscheiben bepflanzen (mancherorts erlaubt!), aufklären, Menschen Hilfe bei Klimafolgen anbieten – zum Beispiel bei Hitzewellen. Es gibt viele Projekte, die Klimaschutz voranbringen oder darüber aufklären.

Werde sichtbar. Zeige anderen und der Welt, dass du die Klimakatastrophe nicht einfach hinnehmen willst und dass untätige Politiker auf dem Holzweg sind. Nutze deine Stimme in der Demokratie!

Geh auf die Straße

Es finden ständig Klimademonstrationen statt. Gehe hin, lass dich inspirieren, zeige sichtbar, dass du nicht damit einverstanden bist, dass das Pariser Abkommen im Moment nicht eingehalten wird. Fordere mehr. Mach das deutlich. Nimm Freunde oder Familie mit. An offiziellen Demonstrationen triffst du von jung bis alt, von Eltern mit Kindern bis Einzelgängern, von Aktionsbündnissen bis zu Politikern. Sei ein Teil der Bewegung. Je mehr und je größer die Klimademos oder Klimastreiks werden, desto schlechter sind sie zu ignorieren. Auch in deiner Stadt und Region. Du musst nicht jedes Mal hin, aber wenn du kannst, dann hilft es. Auch dir selber, denn es inspiriert unheimlich. So viele Menschen, die denken und fühlen wie du! Das gibt Hoffnung und hilft gegen negative Gedanke über deine Zukunft. Und du hilfst damit genauso anderen, die Hoffnung nicht zu verlieren oder sogar selber für das Klima einzustehen.

Setze dein Kapital ein

Du triffst jeden Tag klimawirksame Entscheidungen mit deinem Geld. Im Supermarkt, mit der Wahl deines Verkehrsmittels, bei jedem Kauf und Konsum von Waren und Dienstleistungen. Frage nach, schreibe Firmen. Je mehr Menschen sich Informationen zu CO2 bei der Produktion und den Klimafolgen der Angebote wünschen, desto mehr müssen Firmen diese zur Verfügung stellen. Du kannst das Klima nicht wieder gut kaufen, das haben wir hier geklärt. Aber du musst auch nicht mit deinem notwendigen Konsum zur Lebenserhaltung die Situation schlimmer machen. Also bei vielem bist du noch gezwungen, aber auf einiges kann man verzichten oder anderes ohne Zusatzkosten besser wählen. Zum Beispiel bei Verpackungen, wie hier genauer beleuchtet.

Wähle

Geh wählen. Jedes einzelne Mal. Nicht wählen heißt, den anderen die Stimme quasi zu überlassen. Tue ihnen diesen Gefallen nicht. Beschäftige dich mit Abstimmungen und ihren Folgen. Demokratie bringt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Du kannst einfach nur Steuern zahlen und hoffen, dass andere das Geld gut einsetzen. Das tun sie aber meistens nicht ausschließlich. Sorge also dafür, dass du nicht nur zahlst, sondern auch mitbestimmst wofür. Lass dich nie, niemals von dem Argument blenden, dass Klimaschutz oder Klimamaßnahmen etwelcher Art zu teuer wären. Nichts tun ist immer teurer und später handeln sowieso. Viele Folgen sind noch nicht mal absehbar, also verhindere, dass es schlimmer wird. Wenn du die wichtigen 1,5 Grad und die Kipppunkte verstehen willst, klicke hier. Denke dabei auch daran, dass wir auch eine weltweite Verantwortung haben. Wenn dich die Geschichte der weltweiten Klimarettung interessiert, dann hier entlang. Es gibt viele Menschen, die gerne wählen würden, aber nicht dürfen. Sei auch eine Stimme für sie. Bonus: Siehe, wie der fantastische junge Bürgermeister John Bauters seine Stadt bescheiden, menschlich und klimafreundlich gestaltet. Zukunft kann man wählen.

Steige um. Aller Anfang ist ungewohnt, aber die Macht der Gewohnheit ist schlussendlich der Schlüssel für Veränderung.

Fahre Rad

Die Heizung kannst du dir als Mieter nicht immer aussuchen. Über den Konsum haben wir gesprochen. Da der Verkehr aber einer der größten Klimaverschmutzer ist, nutze deine Wahlmöglichkeit. Nicht alle wohnen auf dem unerschlossenen Land. Aber selbst dort kann man viele Wege per Fahrrad erledigen. Die meisten wohnen in Städten oder urbanen Gebieten und da fehlt die Infrastruktur ebenso. Aber je mehr mit dem Rad fahren, je größer der Druck, sich an diese Veränderung des Verkehrs anzupassen. Löse damit eine Transformation aus wie in Paris oder anderen Städten dieser Welt gerade. Schaffe einfach Tatsachen und steige um. Oder nutze öffentliche Verkehrsmittel. Jetzt gibt es das 49-Euro-Ticket. Das ist nicht perfekt, aber trotzdem revolutionär. Mach es zu einem Erfolg. Suche nicht nach Argumenten dagegen, sondern welche dafür. Hier der Beginners-Guide für Radfahrer. Du musst nicht konsequent alles verändern. Aber viele deiner alltäglichen Wege und Distanzen sind einfach mit dem Rad machbar. Probiere es aus. Gesundheit und ein längeres Leben sind direkte Belohnungen.

Fazit

Nichts Revolutionäres dabei? Es gibt eben nicht das eine Produkt oder eine Erfindung, welche das Problem löst. Es braucht viele dauerhafte Veränderungen von alltäglichen Dingen. Es braucht Druck. Wenn du nicht weißt, wo und wie oder wenn du mehr tun willst, dann mache selber Politik oder trete Organisationen bei. Da wären die Omas for Future, die Psychologists for Future, die Scientists for Future, die Teachers for Future, die Lawyers for Future, die Parents for Future und viele, viele mehr. Community Garden? Gut fürs Gemüt und den Ausgleich. Werde zum Teil der Lösung. Mit anderen. Du stellst dich damit auch solidarisch an die Seite derer, die radikalere Wege nutzen, um für das Klima zu kämpfen. Auch wenn man selber davon nicht alles gutheißt, kann man doch selber auch auf eigenen Wegen aktiv und wirksam handeln. Du bist nicht allein! Wir sind viele! Und jeden Tag werden es mehr. Vielleicht auch durch diese Zeilen. Teile sie gerne. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Du sorgst damit auch vor, denn wenn du jetzt nichts tust, wird dich das morgen verfolgen. Und das ist noch viel schlimmer, als jetzt Ängste zuzulassen und sie in positive Energie zu verwandeln. Lass dir nicht weiter von Ölfirmen und konservativen Politikern weiter auf den Tisch kacken! Stehe auf und fordere deine verfassungsmäßigen Rechte auf (d)eine Zukunft ein! Du hast nur diese eine Chance dazu, und zwar genau jetzt.

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